Alle wollen die Kirche im Dorf lassen. Nur wie genau kann das unter den sich verändernden Bedingungen gelingen? Mit der Struktur der Gesamtkirchengemeinde gehen die Dörfer Arpke, Hämelerwald, Immensen und Sievershausen bewusst neue Wege – ohne dass sich zu viel für die Menschen vor Ort verändern muss.
Denn zunächst einmal bleibt alles beim Alten: Wer in unseren Dörfern seelsorgerliche Begleitung wünscht, bekommt diese schnell und persönlich. Bei allen Fragen der kirchlichen Lebensbegleitung, ob bei Taufen, Konfirmationen, Trauungen oder Bestattungen ist ein Pastor oder eine Pastorin zur Stelle.
Was sich geändert hat, ist die formale Zuständigkeit. War es früher so, dass jedes Dorf seine Pastorin oder seinen Pastor hatte, sind wir in der Gesamtkirchengemeinde nun mit dem Pfarrteam gemeinsam für alle Ortschaften im Lehrter Land da.
Am Beispiel kirchlicher Bestattungen kann man das verdeutlichen: Wenn ein Mensch gestorben ist, nimmt in der Regel der beauftragte Bestatter mit dem Pfarrteam Kontakt auf, um etwa den Termin für die Trauerfeier abzusprechen. Im Team wird dann geschaut, wer die Begleitung übernehmen kann. Das richtet sich nach zeitlicher Verfügbarkeit, eventuell schon bestehenden persönlichen Kontakten und dem unterschiedlichen Stellenumfang der Pastor:innen.
Dieses Verfahren wird bereits seit November 2021 angewandt - übrigens durch die pfarramtliche Verbindung mit der Kirchengemeinde St. Petri Steinwedel hier auch schon über den Tellerrand der Gesamtkirchengemeinde hinaus.
Wenn es um Trauungen oder Taufen geht, die ja oft samstagnachmittags gefeiert werden, richtet sich die Zuständigkeit nach denjenigen Geistlichen, die auch am darauffolgenden (Sonn-)Tag Gottesdienste in den Dörfern halten. Auch hier gilt: Wo schon direkte Kontakte zu einzelnen Pastor:innen bestehen, können auch abweichende Absprachen getroffen werden.
Neben der Begleitung in diesen persönlichen Fragen haben die Dörfer jeweils eine „erste Ansprechperson“. Wenn beispielsweise der Ortsrat oder einzelne Vereine ein Anliegen für die Ortskirchengemeinde haben, so fungieren Anna Walpuski (Arpke), Sandra Roland (Hämelerwald) und Thorsten Leißer (Immensen und Sievershausen) als solche Kontaktpersonen. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Geistlichen für alle Belange des jeweiligen Ortes zuständig sein müssen.
Auf ausdrücklichen Wunsch der gewählten Kirchenvorsteher:innen aus den Ortsgemeinden sind die Entscheidungsstrukturen einfach gehalten. Der Gesamtkirchenvorstand, bestehend aus jeweils drei ehrenamtlichen Mitgliedern aus den vier Dörfern plus drei Geistlichen (sowie der pfarramtlich verbundenen Steinwedeler Pastorin Kirsten Kuhlgatz) vertritt die Gesamtkirchengemeinde nach außen und fasst alle relevanten Beschlüsse, bei denen es um finanzielle oder rechtliche Belange geht.
Zwischen den monatlichen Sitzungen leitet der Geschäftsführende Ausschuss die Gesamtkirchengemeinde. Ihm gehören neben dem Vorsitzenden, Hinrich Renken, seinen Stellvertreter:innen (Ines Lüdecke-Sabor, Lena Munzel, Hendrik Alberts) auch das geschäftsführende Mitglied des Pfarrteams (derzeit Thorsten Leißer) an.
Zugleich kommt den neu geschaffenen Ortsausschüssen eine enorme Bedeutung zu. Diese Ortsausschüsse rekrutieren sich aus den bisherigen 10 Mitgliedern der Ortskirchenvorstände, die nicht in den Gesamtkirchenvorstand übergegangen sind, sowie aus weiteren engagierten Gemeindegliedern, denen das konkrete kirchliche Leben vor Ort wichtig ist. Die Vorsitzenden Ines Schwierzke (Arpke), Richard Scharlemann (Hämelerwald), Wiebke Hattendorf (Immensen) und Otto Dempwolff (Sievershausen) sind für Ehrenamtliche und interessierte Menschen vor Ort immer ansprechbar. In den Ortsausschüssen werden die aktuelle Situation in der Ortskirchengemeinde besprochen, Angebote geplant und der Bedarf für eventuelle Neuanschaffungen bzw. Instandsetzungen erhoben.
Dann geben die Ortsausschüsse Empfehlungen an den Gesamtkirchenvorstand, z.B. wenn eine größere Anschaffung ansteht. Der Gesamtkirchenvorstand beschließt dann formal gemäß den Empfehlungen aus den Ortsausschüssen.
So wird gewährleistet, dass das kirchliche Leben in den Ortschaften weiter lebendig und vielfältig bleiben kann, ohne dass sich die ehrenamtlich Engagierten in Doppelstrukturen aufreiben müssen.
Die Planung von Gottesdiensten in allen fünf Gemeinden (auch hier ist Steinwedel durch die pfarramtliche Verbindung schon dabei) wird von einem Mitglied des Pfarrteams verantwortet. Derzeit koordiniert Kirsten Kuhlgatz den Einsatz all derer, die an der Gestaltung von Gottesdiensten beteiligt sind. Alle können in allen Ortschaften eingesetzt werden.
Diese größere Einheit mit ihren neuen Strukturen ist für manche vielleicht noch gewöhnungsbedürftig. Aber dadurch ist die Gesamtkirchengemeinde in der Lage, für die meisten hauptamtlich Mitarbeitenden ernstzunehmende Beschäftigungsverhältnisse zu gewährleisten und zuverlässig erreichbar zu sein. Zugleich gewinnt das Lehrter Land so an Relevanz bei allen wichtigen Entscheidungen. Denn gemeinsam sind wir eine der größten Kirchengemeinden im Kirchenkreis Burgdorf, was unserer Stimme im innerkirchlichen Rahmen mehr Gewicht verleiht.