Moor muss nass

2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Erderhitzung ist weiter fortgeschritten. Bereits vor Jahren haben viele Staaten gemeinsam beschlossen, die Erhitzung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die in Deutschland konkret beschlossenen Maßnahmen bleiben jedoch bislang weit hinter der zugesagten CO2-Reduktion zurück.

Bereits jetzt herrschen im Sommer regelmäßig Dürre und Hitze. Diesen Winter erleben wir lang anhaltenden Dauerregen und Überflutungen in Lehrte. Die Wetterextreme werden spürbar größer. Was Klimawandel bedeutet, wird immer deutlicher sichtbar.

Die Menschen reagieren höchst unterschiedlich: Verdrängung, Verleugnung, Resignation auf der einen Seite. Aufrüttelnder Aktivismus, Demonstrationen und ziviler Widerstand auf der anderen Seite. Den meisten scheint es schwer zu fallen, einen Weg zu finden, wie man mit dem Problem umgeht: Der Beitrag des Einzelnen scheint zu klein, zu marginal zu sein, um eine echte Wirkung zu entfalten. Individueller Verzicht macht keine Freude, wenn nicht alle mitmachen.

Dieser Hilflosigkeit wollen wir etwas entgegensetzen: Wir haben ein Klimaschutzprojekt auf unserem kircheneigenen Moorgrundstück in der Nähe von Klein Kolshorn gestartet.

Ungefähr 20% der gesamten niedersächsischen Treibhausgas-Emissionen entstehen durch die Zersetzung von Torf auf trockenen Moorböden. Nasses Moor ist ein riesiger Kohlenstoffspeicher. Wo aber Wasser abgeleitet wird, zersetzt sich die Torfschicht und bildet CO2. Auf dem trockengelegten Moor siedeln sich Bäume an, die dem Boden noch mehr Wasser entziehen. Eine einzige Birke verbraucht im Sommer 300 Liter Wasser am Tag. Die Verdunstung durch Bäume führt deshalb zu noch mehr Trockenheit und verstärkt die CO2-Emissionen.

Auch das Altwarmbüchener Moor verliert über Entwässerungsgräben und die Verdunstung der Bäume sehr viel Wasser. Deshalb stellen wir gemeinsam mit mehr als 50 Freiwilligen Moorflächen in der Nähe von Klein Kolshorn wieder von Bewuchs frei. Wir entfernen (kleinere) Bäume und Adlerfarn. Wir schließen Gräben und Lücken in Dämmen. So reduzieren wir die Verdunstung und verbessern die Wasserhaltung. Dann können sich dort die hochmoortypische Vegetation und die seltenen Torfmoose wieder ausbreiten.

Wir haben dabei nicht nur unser eigenes Grundstück im Blick, sondern haben auch unsere Nachbarn im Moor gefragt, ob sie unterstützen und mitmachen wollen. Schon jetzt unterstützen mehr als 60 Grundstückseigentümer:innen mit ca. 30 Hektar Moorwald unser Projekt mit unterschiedlichsten Mitteln. Alle zusammen können wir etwas erreichen, was einem Einzelnen nicht möglich ist.

Mit der Naturschutzbehörde in der Region Hannover hatten wir Arbeitseinsätze an mehreren Terminen im Januar und Februar 2024 für unsere Arbeitseinsätze (insbesondere für erste Baumentnahmen) verabredet. An diesen Tagen wurde gemeinsam an mehreren Stellen im Moor angepackt. Umfassende Veränderungen brauchen zwar Zeit, aber ein Ergebnis unserer Arbeit konnten wir sofort sehen: mehr Licht und mehr Wasser für den Moorwald und die Torfmoose, so dass mehr CO2 im Boden gebunden bleibt.

Auf der Suche nach noch mehr Feedback zu unserem Projekt bewerben wir uns derzeit um den Blauen Kompass 2024. Der Bundespreis „Blauer Kompass“ ist die höchste staatliche Auszeichnung in Deutschland, die im Rahmen eines Wettbewerbs für Projekte zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels vergeben wird. Das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt suchen gemeinsam die besten Projekte zum Umgang mit Klimafolgen wie Hitze, Dürre und Starkregen. Unsere Bewerbungsunterlage gibt unseren aktuellen Projektstand wieder und ist unten auf dieser Seite als Download erhältlich.

Am 3. August um 9:00 Uhr geht es dann mit den Arbeiten im Moor weiter. An diesem Termin wollen wir insbesondere Adlerfarn bekämpfen, der sich auf unserem Grundstück übermäßig ausbreitet und andere Pflanzen zu ersticken droht. Treffpunkt ist der südwestliche Ortseingang von Klein Kolshorn (vor dem Haus Unter den Linden 90). Parkmöglichkeiten sind dort direkt am Straßenrand vorhanden. Klein Kolshorn ist von den S-Bahn-Haltepunkten Aligse und Lehrte mit dem sprinti erreichbar.

Bitte bring wetterfeste Arbeitskleidung, Gummistiefel und Arbeitshandschuhe sowie die eigene Tagesverpflegung mit. Für die Entfernung von (kleinen) Birken, Kiefern o.ä. werden benötigt: Axt, Astschere, Handsäge (z.B. Klappsäge oder Bügelsäge), Motorsäge oder Freischneider. Wenn vorhanden, bitte auch dies mitbringen. Einige Werkzeuge haben wir vorrätig. Am 3. August werden vor allem Freischneider (nur mit entsprechender Schutzkleidung!), Sensen und Rechen/Harken benötigt.

Vom Treffpunkt in Klein Kolshorn geht es zu Fuß oder per Rad zum Arbeitsort im Moor. Der Einsatz dauert je nach Witterung bis ca. 15:30 Uhr. Willkommen sind natürlich auch alle, die nicht so viel Zeit mitbringen können. Bei ungünstiger Witterung (Dauerregen, Schneefall bzw. geschlossene Schneedecke) fällt der Einsatz aus.

Für Rückfragen stehen Armin Albat (Mail: armin.albat@htp-tel.de, Tel.: 0175/264 9762) und Susanne Schmitz (Mail: schmitz.sus@web.de, Tel.: 0151/5109 3153) gerne zur Verfügung. Eine Anmeldung ist nicht unbedingt erforderlich. Trotzdem wäre es für unsere Planungen hilfreich, wenn Du uns eine kurze schickst, damit wir ungefähr wissen, wie viele Personen wir ungefähr erwarten können.

Alle weiteren Details kannst Du dem Flyer "Moor muss nass" oder dem Beitrag hier auf der Homepage entnehmen. Aktualisierungen zu den einzelnen Terminen findest Du ggf. im Terminkalender der Kirchengemeinde.

Wir sehen uns im Moor bei Klein Kolshorn!

Bilder von den ersten Arbeitseinsätzen und den Arbeitsergebnissen (Vorher-Nachher) findest Du hier: https://www.armin-albat.de/moor